Lovemobil

Lovemobil werden die als Minibordell am niedersächsischen Landstraßenrand geparkten Wohnmobile genannt, in denen Frauen aus Osteuropa oder Afrika auf ihre Freier warten; semi-dokumentarisch inszeniert die Regisseurin den so gefährlichen wie banalen Alltag der Frauen mit Laiendarstellerinnen nach.

An der Landstraße zwischen Wolfsburg und Gifhorn, mitten im deutschen Wald und im Einzugsbereich des Volkswagenwerks, sitzen Frauen in schrottreifen Wohnmobilen und warten. Lovemobil werden diese mit Lichterketten geschmückten Minibordelle genannt; darin Milena aus Bulgarien und Rita aus Nigeria, zwei am Straßenrand gestrandete Migrationsbiografien, eingehüllt in wärmende Decken über Reizunterwäsche und wartend auf VW-Mitarbeiter auf dem Weg von der Arbeit nachhause. Das Geschäft läuft schleppend, es kommen zu wenige Freier, die die Frauen dann zumeist auch noch schlecht behandeln. Basierend auf Gesprächen und dokumentarischem Material, das die Regisseurin Elke Lehrenkrauss vor Ort aufgenommen hat, inszeniert sie den harten wie banalen Alltag der Frauen mit Laiendarstellerinnen nach, die Mischung aus Verzweiflung und Stärke, mit der sie ihrer Situation begegnen.

Ihre Methodik legt die Regisseurin allerdings nicht offen, der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Film wurde deshalb zunächst als Dokumentarfilm wahrgenommen. Als Folge entstand eine medienpolitische und -ästhetische Debatte über die ethischen Grundsätze und Grenzen des Dokumentarischen, aber auch über den Erwartungsdruck und die Verwertungslogik von Fernsehsendern, Festivals und Filmpreisen.